Die Reihe "Choregia - Münstersche Griechenlandstudien" wird mit Heft 16 beendet, siehe hier
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Zitat der Woche
„Ihr seid sowas von träge, zögert immer,
sitzt einfach da, und jeder redet nur und redet.
Die Sache aber kommt kein Stück voran.““
Euripides, Telephos (verlorene Tragödie, aufgeführt 438 v. Chr.), Fr. 727c.
Ἀεί ποτ῾ ἐστὲ νωχελεῖς καὶ μέλλετε,
ῥήσεις θ᾽ ἕκαστος μυρίας καθήμενος
λέγει, τὸ δ᾽ ἔργον οὐδαμοῦ περαίνεται.
Als die Griechen gegen Troja zogen, verfehlten sie zunächst ihr Ziel und gingen in Mysien an Land. Im Kampf gegen die Eindringlinge wurde Telephos, der König der
Myser, von Achills Lanze getroffen. Die schwärende Wunde aber wollte nicht heilen, worauf Telephos sich ans Orakel wandte und die Auskunft erhielt: Wer sie schlug, wird sie heilen (ὁ τρώσας
ἰάσεται). Durch ein Bettlergewand unkenntlich gemacht begab er sich daraufhin nach Argos, wohin das Griechenheer zurückgekehrt war. Im Palast des Agamemnon ergriff er den kleinen Orest als Geisel
und erzwang seine Heilung durch eben die Lanze des Achill. Zum Dank wies er den Griechen den Weg nach Troja. – Die zitierten Verse aus dem Schluss der euripideischen Tragödie spricht der
jugendliche Hitzkopf Achill, der darauf drängt, endlich den Feldzug anzutreten.
Telephos, ein Sohn des Herakles, galt als Gründer der Stadt Pergamon, und der Mythos adelt sie als griechische Polis. Der kleinere Fries des Pergamonaltars, der dessen oberen Hof mit dem
Opferaltar umkränzt, schildert sein Leben in großartigen Bildern. – Ein Besuch in Berlin, wo ein Großteil des Telephosfrieses aus dem für längere Zeit geschlossenen Pergamonmuseum jetzt zusammen
mit einem grandiosen Panorama der hellenistisch-römischen Stadt zu sehen sind, gab den Anstoß zu diesem Text.
HDB (GZ)