Zitat der Woche


„Das Gesetz bedeutet Ordnung. Folglich ist es wünschenswerter, dass das Gesetz regiert als ein Einzelner; auch wenn es gut ist, dass einige regieren, sollte man diese zu Wächtern und Dienern der Gesetze bestimmen.“
Ἡ γὰρ τάξις νόμος. τὸν ἄρα νόμον ἄρχειν αἱρετώτερον μᾶλλον ἢ τῶν πολιτῶν ἕνα τινά· κἂν εἴ τινας ἄρχειν βέλτιον, τούτους καταστατέον νομοφύλακας καὶ ὑπηρτέτας τοῖς νόμοις.

 Aristoteles, Politik (Πολιτικά) III, 16. 3

Der Satz des Aristoteles, dass der Mensch von Natur ein ‚politisches Wesen’ sei (φύσει μέν ἐστιν ἄνθρωπος ζῷον πολιτικόν, Politik III,6.2), hat als ein sog. geflügeltes Wort sogar Eingang in die Sammlung sprichwörtlicher Wendungen des seligen Georg Büchmann gefunden. Was aber will dies Wort besagen? Für Aristoteles vollzog sich das menschliche Leben natürlicherweise im Verband einer Polis, und diese regelt das gesellschaftliche Miteinander durch ihre jeweilige Verfassung sowie mit Gesetzen, die eine staatliche Ordnung gewährleisten. Drei Grundformen dieser politischen Gemeinschaft stehen einander gegenüber: die Monarchie, die Oligarchie und die Demokratie. Aristoteles analysiert sie, indem er ihre Vor- und Nachteile herausstellt, und schildert die Gefahren ihres Niedergangs zur Diktatur, zur Cliquenherrschaft oder zur Anarchie.
Unser Zitat ist der Abhandlung über die Monarchie entnommen. Dass ein absoluter Herrscher nach Belieben über alle Bürger Macht ausübe, sei nicht naturgemäß, sofern der Staat aus Ebenbürtigen besteht, denen notwendigerweise dasselbe Recht und dieselbe Würde zukommt. Und weil es Schaden bringe, wenn Gleiche ungleich behandelt werden, sei es recht, dass keiner zur Herrschaft gelangt, bevor er sich nicht hat beherrschen lassen. – Die Umgehung und die Manipulation von Gesetzen ist heute ein trauriges weltweites Phänomen; ihr beherzter Schutz ist darum höchste Pflicht. 

HDB (GZ)